Mechanische Eigenschaften ingenieurkeramischer Werkstoffe bei hohen Temperaturen
(im Juni 2009 erfolgreich abgeschlossen)
Dr.- Ing Karl-Heint Lang
Institut für Werkstoffkunde I
Karlsruher Institut für Technologie
Das TP C7 befasst sich mit
der experimentellen Bestimmung und werkstoffwissenschaftlichen Interpretation
der gefügeabhängigen mechanischen Eigenschaften von Ingenieurkeramiken bei
komplexen und hochzyklischen mechanischen Beanspruchungen. Schwerpunkt des Teilprojektes
ist die Bewertung des Einflusses von Mehrachsigkeit, Temperatur und
Umgebungsmedien auf das Versagensverhalten bei Ermüdungsbeanspruchung sowie
deren Wechselwirkung mit dem mikrostrukturellen Aufbau. Im Besonderen wird
hierbei die Entstehung und Ausbreitung von Ermüdungsrissen betrachtet. Es
werden Al2O3 und Si3N4-basierte
Werkstoffe berücksichtigt.
Im TP C7 werden zur Ermittlung des Einflusses mehrachsiger Beanspruchungen
überlagerte Zug-Druck-Torsionsversuche durchgeführt. Mit Hilfe der hierbei
gewonnenen Erkenntnisse über das Schädigungs- und Versagensverhalten soll ein
Mehrachsigkeitskriterium entwickelt werden. Außerdem können Aussagen zum
Ermüdungsverhalten ausgehend von natürlichen Defekten gemacht werden. Des
Weiteren werden hochzyklische Vier-Punkt-Biegeversuche im Lastspielzahlbereich
von 107 bis 109 Lastspielen durchgeführt. Ziel ist es, die bisherigen
Erkenntnisse zum Ermüdungsverhalten von Al2O3 und Si3N4
zu vervollständigen und zu verstehen. Zum generellen Verständnis des Versagensverhaltens
von Si3N4- und Al2O3 werden
zyklische Rissausbreitungsversuche durchgeführt. Dabei werden Erkenntnisse zum
Rissbildungs- und Rissausbreitungsverhalten unter zyklischer Beanspruchung
erwartet. Von Mode I- über Mode II- bis hin zu Mixed-Mode-Belastungen werden
die Einflüsse verschiedenster komplexer Spannungszustände auf das zyklische
Rissausbreitungsverhalten simuliert.
Die bisherigen Ergebnisse aus zyklischen Torsionsversuchen bestätigen eindeutig
einen Einfluss zweiachsiger Spannungszustände auf das zyklische
Ermüdungsverhalten von Al2O3. Diese Erkenntnisse fließen
mit in die Entwicklung eines Mehrachsigkeitskriteriums für keramische Bauteile
unter zyklischer Beanspruchung ein. In vorangegangenen Untersuchungen wurde das
hochzyklische thermische Ermüdungsverhalten von Si3N4 bei
Maximaltemperaturen bis 800 °C untersucht. Dabei wurden die
Versuchsbedingungen denen eines Warmwalzprozesses für Drähte angepasst. Die
Ergebnisse dieser Untersuchungen zeigen, dass kein spezieller
Schädigungsmechanismus bezüglich thermischer Ermüdung bei Maximaltemperaturen
bis 800 °C und Zyklenzahlen bis 106 Zyklen für Si3N4
existiert. Diese Erkenntnis spielt bei der Auslegung und Optimierung
keramischer Walzsysteme eine wichtige Rolle. In zyklischen Vier-Punkt-Biegeversuchen
wurde der Einfluss hoher Temperaturen auf das Ermüdungsverhalten von Si3N4
untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass ein zyklischer Ermüdungseffekt wie er
bei Raumtemperatur eindeutig nachgewiesen ist, bei 800 °C und
Lastspielzahlen bis 107 nicht auftritt. Das Ermüdungsverhalten bei höheren
Lastspielzahlen soll in der kommenden Förderungsphase untersucht werden.
Außerdem konnte ein starker lebensdauerreduzierender Einfluss von destilliertem
Wasser nachgeweisen werden.